Endlich. Meine erste längere Motorradtour auf meiner frisch erworbenen Royal Enfield 500cc Classic. Für den ersten Trip hatte ich mir die Stadt Agra mit dem wohl berühmtesten indischem Bauwerk ausgesucht. Dem Taj Mahal. Knapp 200 Kilometer betrug die Entfernung Gurgaon – Agra. Um die kühlen Temperaturen morgens zu nutzen stand ich bereits vor Sonnenaufgang auf und fuhr mit den ersten Sonnenstrahlen aus meinem Wohnkomplex los. Ein herrliches Gefühl endlich wieder „On the Road“ zu sein. Meine letzte Ausfahrt war vor über einen Monat in Deutschland gewesen. Die Enfield blubberte vor sich hin und es war nur so eine Freude. Keine 50 Kilometer später fing es an zu regnen. Da es immer wärmer wurde fuhr ich einfach im Regen weiter. Als es dann aber anfing zu hageln und ich langsam hunger bekam fuhr ich „links“ ran und machte es mir bei bei einem Street Food Frühstück unter Wellblech gemütlich. Frisch gebackenes Naan Brot mit Dal. Nachdem der Regen aufgehört hatte, wollte ich mich wieder aufmachen. Da bemerkte ich den Platten. Das fing ja gut an. Ich fragte den Koch nach Hilfe. Er deutete die Straße hinauf zu einer Tankstelle. Ich rollte die Enfield in diese Richtung und fand auch schon den Reifenflicker direkt neben der Tankstelle. Er war gerade dabei den Reifen eines Traktors zu wechseln. Oder besser gesagt den Schlauch des Reifens zu flicken. Ich machte auf mein Problem aufmerksam und mir wurde direkt freundlich geholfen. Nach kurzer Zeit war das Hinterrad ausgebaut und der Schlauch entnommen. So schnell wie die zwei Löcher mittels Wassereimer gefunden waren, waren sie auch schon geflickt und das Rad wieder eingebaut. Und das ganze für umgerechnet einen Euro. Das war ein guter Preis. Kurz vor Mittag erreichte ich mein Hostel ohne weitere Komplikationen. Vorher hatte ich noch die Grabstätte von König Akbar besichtigt. Nachdem ich schnell das Zimmer in Augenschein genommen hatte machte ich mich zu Fuß, beziehungsweise mit dem Tuktuk auf zum Agra Fort. Das war dann auch schon genug für diesen Tag. Schließlich wollte ich am Sonntag als erster morgens ins Taj Mahal für das perfekte Foto. 4:30Uhr wollte ich aufstehen. Also ab ins Hostel und ins Bett. Pünktlich als das Gelände vom Taj Mahal geöffnet wurde stand ich mit Tour Guide und Kamera bewaffnet als erster am Tor. Der Guide war ziemlich dubios aber im Nachhinein war ich froh, dass er mich gleich zu den Fotospots geführt hat. Ich war tatsächlich der erste. Fotos ohne Besucher. Auch ein bisschen zur Geschichte erfuhr ich von ihm. Vorm Taj Mahal traf ich einen Zimmergenossen aus dem Hostel und wir beschlossen gemeinsam danach nach Fatehpur Sikri zu fahren. Es befand sich 50 Kilometer außerhalb und es dauerte doch einige Zeit bis wir dort eintrafen. Es hatte mittlerweile wieder über 40 Grad und die Besichtigung war sehr anstrengend. Auf dem Rückweg bemerkte ich dann die ersten Unregelmäßigkeiten im Motorlauf der Enfield. Ich setzte meinen Mitstreiter vorm Agra Fort ab und machte mich auf nach Delhi. Zurück wollte ich den Taj Highway nehmen. Diesen kann man sich als Autobahn vorstellen und man kam gut voran. Doch da fingen schon die Probleme an. Die Enfield verlor Zeitweise an Leitung. War das die Electronic Fuel Injection mit der alle Probleme hatten? Hoffentlich nur schlechtes Benzin. Nach kurzer Zeit stand ich allerdings am Straßenrand und das Motorrad lies sich nicht mehr starten. Sofort hielt ein Autofahrer an und zwei junge Inder fragten, ob ich Hilfe bräuchte. Wir riefen zusammen die Helpline an und nach nicht mal fünf Minuten kam ein Auto mit drei Helfern. Diese wiederum telefonierten mit einem nahe gelegenem Zweiradmechaniker, der auch prompt kam und die Maschine unkonventionell abschleppte. Das ganze sah dann so aus, dass er mit einem Kollegen auf einem Motorrad ankam, der Kollege sich auf mein Motorrad setzte und der Mechaniker mit ausgestrecktem Fuß die Enfield schob. Ich setzte mich ins Auto der Ersthelfer und wir fuhren zur Werkstatt. Die Batterie war tot. Ich vermutete, dass entweder der Regler oder direkt die Lichtmaschine defekt war und die Einspritzung ohne ausreichende Spannung nicht richtig arbeiten konnte. Mit einer kleinen Ersatzbatterie lief die Enfield auch wieder ganz normal. Allerdings hatte die Batterie nicht genug Leistung als das ich sie gegen die leere Tauschen hätte können. Was dann geschah kann ich bis jetzt noch nicht ganz verstehen. Der Mechaniker lies den Motor aufheulen und hielt das Gas. Bestimmt 30 Sekunden lang. Ich war zu geschockt um einzugreifen. Er meinte, so könne man die Batterie schnell laden… Ich glaube, dass war der Zeitpunkt als das Übel seinen Lauf nahm. Sicher sein kann ich aber nicht. Da es jetzt keine Möglichkeit gab die Enfield zu reparieren machte ich zu verstehen, dass ich sie auf einen Truck aufladen und ich mit Motorrad zurück nach Gurgaon fahren will. Nach ewigem hin und her und einschreiten der Polizei waren alle Preisdetails ausgehandelt und ich saß im Truck mit dem Motorrad auf der Ladefläche Richtung zuhause. Das hatte am Ende nicht nur Geld sondern auch Nerven gekostet. Beim Abladen wollten meine Helfer dann nochmals Geld. Da ich aber nicht mehr auf sie angewiesen war und die Guards meiner Wohnresidence in der Nähe waren, wurde ich laut und sie gaben sich mit der ausgemachten Summe zufrieden. Was für ein Trip. Am nächsten Tag holte ein Mechaniker, der mir von einem Kollegen empfohlen wurde das Motorrad ab und diagnostizierte einen Motorschaden. Das tut weh. Da die Arbeitszeit in Indien nicht ganz so teuer ist, entschloss ich alles zu erneuern. Jetzt kann ich wenigstens sicher sein, dass am Motor nichts mehr fehlt.
